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Dresdner Neueste Nachrichten
vom 13. September 2008

Vorzeigeobjekt barockes Bürgerhaus Rampische Straße:
Neumarkt-Gesellschaft will bis spätestens Anfang 2010 fertig sein.


Von Genia Bleier

Bis zum Erdgeschoss hat die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) ihr Bürgerhaus Rampische Straße 29 jetzt hochgezogen. 525.000 Euro sind einschließlich der Rate für das Grundstück, das bis 2010 abbezahlt wird, ausgegeben. Sichtbar für alle wächst das handtuchschmale Gebäude - die Fassaden zur Rampischen Straße und zur Salzgasse sind nur sechs Meter breit - aus Ziegeln in die Höhe. Beton ist äußerst sparsam eingesetzt, etwa in der Fundamentdecke. Die Keller bestehen aus historischem Mauerwerk. So sieht man in einer Wand neben unregelmäßigen Sandsteinblöcken auch einen Dachziegel oder den Rest einer Fensterbank, die original so verwendet wurden.
Das Vorzeigeobjekt der Gesellschaft soll so authentisch wie möglich mit Vorderhaus, Innenhof und Hinterhaus wieder erstehen. "Wir versuchen, Vorbild für andere Bauherren am Neumarkt zu sein" sagt Torsten Kulke vom Vorstand. Architekt und Bauleiter Martin Trux betont, dass die Rampische Straße 29 einen der am schlechtesten erhaltenen Keller besaß, aus dem man das Beste gemacht habe. Ehemalige Gewölbe sind nur im Bogenansatz vorhanden, weil sie schon 1945 nicht mehr existierten. Ein zugemauerter Durchgang erinnert an die Fluchtwege im Zweiten Weltkrieg. Anders als im Barock ist heute auch der Innenhof unterkellert und ein Aufzug führ bis zur 6. Etage, wo in die Dachlandschaft eingebettete Terrassen den Blick auf die Frauenkirche ermöglichen werden.
Trux verweist darauf, dass historisch nicht gleich wirtschaftlich bedeute. Mit insgesamt 650 Quadratmetern Nutzfläche sei das Objekt das am extremsten ausgenutzte Haus in Deutschland. Außerdem rechnet er vor, dass ein Quadratmeter Ziegel und Putz 400 Euro kosten, ein Quadratmeter Glas dagegen 1000 Euro. Der Architekt plante auch die beiden Bürgerhäuser des privaten Investors Zeibig An der Frauenkirche 16 und 17, wo es ebenfalls einen nutzbaren Innenhof gibt und das Augustiner Brauhaus kommenden Dienstag eröffnen will.
Mit ihrem im Herbst 2005 gestarteten Bürgerhaus-Projekt will die Gesellschaft ihr Neumarkt-Engagement krönen. Nach eigenen Angaben werden die Keller für eine Ausstellung und zur Filmvorführung genutzt. Das Erdgeschoss nimmt einen eigenen Laden und die Geschäftsstelle sowie ein Cafe auf (hier soll die barocke Stuckdecke aus einem Abrisshaus Verwendung finden). In den Obergeschossen befinden sich zehn Wohnungen für Musikstudenten sowie Wohnungen für Gastprofessoren der Musikhochschule. Der am Studentenwerk orientierte moderate Mietpreis von 200 bis 250 Euro ist dank einer Spende der Max-Kade-Stiftung New York in Höhe von 296.000 Euro realisierbar. Die Stiftung widmet sich dem deutsch-amerikanischen Austausch und unterstützte auch den Wiederaufbau der Frauenkirche. Insgesamt sind bisher 636.000 Euro an Spenden eingegangen, darunter eine fünfstellige Summe aus dem symbolischen Verkauf der Dachziegel. Weitere 70.000 Euro wurden laut Kulke zugesagt. Für die zwei Millionen Euro Baukosten müssen weitere Spenden fließen. Zum Beispiel sind ein Fenster in der Fassade zur Rampischen Straße oder vier zur Salzgasse zu adoptieren. Kostenpunkt: 7500 bzw. 3500 Euro. Ende 2009, Anfang 2010 wird als Fertigstellungstermin angepeilt - bis dahin will die Stadt auch die Rampische Straße ausgebaut haben.